Bankenbeben testet die Märkte

Starten Sie nach einem Wochenende entspannt in den Montag? Es sei Ihnen gegönnt! Von Börsianern allgemein und insbesondere von der Finanzindustrie wurde der Start in diese neue Handelswoche jedoch mit großer Anspannung erwartet. Wie würden die Marktteilnehmer die am Wochenende hektisch vollzogene Notrettung der Credit Suisse durch eine staatlich orchestrierte Übernahme seitens der UBS aufnehmen? Kommt hier ein Stein ins Rollen oder kann das schwindende Vertrauen in den Bankensektor und seine Überwacher stabilisiert werden?

Nun, die Eröffnungslücke beim DAX zum schwachen Freitagsschluss war zunächst moderat, weitete sich aber in den frühen Handelsstunden spürbar aus. So mancher Stop-Loss dürfte ausgelöst worden sein, wenn einzelne Banktitel rund 10 Prozent niedriger notierten. Doch der im November/Dezember überwundene technische Widerstand bei 14.450 Punkten hielt und der Turnaround gelang bereits zum Mittag. Die 15.000er-Marke wurde bereits zur Eröffnung am Dienstag genommen und seit dem deutlich übertroffen. Allein an diesen beiden Tagen betrug die Handelsspanne rund 800 Punkten oder 5,5 Prozent aufwärts vom Intraday-Tief des Montags.

Also, kein Domino-Effekt für andere Finanzwerte und den Rest der Wirtschaft? Vorerst nicht. Auch wenn über die Art der Rettung und den Umgang mit den AT1-Anleihen sicher noch lange gestritten wird, konnte die aufgekommene Krisenstimmung zunächst erfolgreich eingefangen werden. Ob die Lehren und Instrumente aus der 15 Jahre zurück liegenden Finanzkrise wirklich greifen, ist aber noch nicht absehbar. Zu dynamisch verändern sich die Rahmenbedingungen, insbesondere durch anhaltende Inflation und drohende Rezession. Hier hat letzten Donnerstag die EZB mit der Leitzins-Anhebung um 50 Basispunkte Entschlossenheit demonstriert. Heute Abend wird dann die FED zeigen, was ihr wichtiger ist. Und wie immer gilt: Nachbeben sind nicht ausgeschlossen!

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Newsletter vom 22. März 2023

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow