Never fight the FED

Was Mitte letzter Woche noch nach Zuversicht aussah, wurde Anfang dieser Woche in Luft aufgelöst. Der deutsche Aktienmarkt startete schwach, nachdem die US-Aktienmärkte bereits am Freitag eingebrochen waren. Damit war auch die Richtung für den europäischen Markt zum Wochenstart vorgezeichnet. DAX und EuroStoxx haben ohnehin kein Eigenleben, sie hängen traditionell im Schlepptau der US-Märkte. Die Zeichen diesseits und jenseits des Atlantiks stehen auf Rezession und das bei deutlich steigenden Zinsen.

Die US-Notenbank hat der Inflation den Kampf angesagt und erhöht radikal die Zinsen. Es ist davon auszugehen, dass die FED bei anhaltend hoher Teuerungsrate erneut einen kräftigen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten für November beschließt und dem Markt durch Anleiheverkäufe weiter Liquidität entzieht. So bekämpft man eigentlich keine Rezession, sondern verschärft sie noch. Die EZB befindet sich in einem noch größeren Dilemma, deutliche Zinsschritte und Anleiheverkäufe würden hier nicht nur die Wirtschaft zusätzlich belasten, sondern Staaten wie Italien schnell an die Schwelle zur Staatspleite bringen.

Aus der Not heraus geht die Bank of England gerade einen anderen Weg und fährt im Kampf um die Finanzstabilität des Landes schwere Geschütze auf: Bis Ende dieser Woche will die BoE jeden Tag für bis zu zehn Milliarden Pfund eigene Staatsanleihen aufkaufen, um den Wertverfall der Papiere und des britischen Pfund zu stoppen.

Das monetäre Umfeld bleibt vorerst eine Herausforderung im Sinne von Belastung für die Aktienmärkte. Ignorieren Sie also nicht die Strategien der Notenbanken, „Vorsicht an der Bahnsteigkante“ kann aktuell nicht schaden!

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Newsletter vom 12 Oktober 2022

Martin Braun, Börse Hannover