Normal oder Jumbo?
Es ist eigentlich gar nicht mehr die Frage, ob die US-Notenbank am Mittwochabend nach zweitägiger Sitzung die Leitzinsen senkt, sondern nur noch um wie viel. Ein üblicher Zinsschritt beträgt 25 Basispunkte und diese Erwartung haben die US-Börsen, wo alle wichtigen Indizes knapp am Rekordhoch notieren, bereits in den letzten Wochen eingepreist. Doch auch ein doppelter Zinsschritt – der sogenannte Jumbo – erscheint für die erste Anpassung seit Dezember 2024 denkbar. Neben der stetigen Kritik durch den US-Präsidenten steht die FED mit Blick auf einen schwachen Arbeitsmarkt unter Handlungsdruck. Auch wenn die Inflation – nicht zuletzt wegen der Zollbelastungen – hoch bleibt, verzeichnen die USA gerade die höchsten Arbeitslosenzahlen seit 2021. Gleichzeitig ist die private Verschuldung der Amerikaner viel zu hoch: Aktuell haben die Google-Suchanfragen nach „Hilfe bei Hypotheken“ den Höhepunkt aus der Finanzkrise 2008 übertroffen.
Glänzend in diesen Zeiten zeigen sich die Edelmetalle: Das Gold markiert neue Rekordhochs in Serie und stieg gestern erstmals über den Preis von 3.700 USD je Feinunze. Beim Silber ging es bis auf 43 USD weiter aufwärts. Dieses Niveau wurde zuletzt Ende April 2011 erreicht. Damals hatte sich der Silberpreis in 6 Monaten verdoppelt, um anschließend binnen 1 Woche um rund ein Viertel zu korrigieren.
Korrekturen gab es gestern auch beim DAX. Ganz ähnlich wie vor zwei Wochen ging es konstant über den Tagesverlauf abwärts und am Ende fehlten 1,8 Prozent beim Schussstand von 23.329 Punkten. Vor allem die Schwergewichte SAP, Allianz und Telekom lasteten überproportional auf dem deutschen Leitindex und auch Finanzwerte wie Deutsche Bank, Münchener Rück oder Commerzbank zeigten sich deutlich schwächer. Damit kommt die 23.000er-Marke in Reichweite, die aber neben dem psychologischen Effekt wenig Haltepunkte bietet. Charttechnisch ist erst bei 22.400 Punkten ein resoluter Widerstand zu erwarten und dazwischen noch eine Notierungslücke zu schließen. Normal ist in diesem Jahr an der Börse wohl wenig zu nennen und Jumbo-Schritte sind bei den Kursen wie immer jederzeit und in jede Richtung möglich.


Newsletter vom 17. September 2025
Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
